Kulturpark München

Kulturpark München: In eigener Sache

Der Münchner Immobilienmarkt ist kaum noch als normaler Markt zu bezeichnen: Man kann ihn eher mit einem Haifischbecken vergleichen (ohne Haifische beleidigen zu wollen). Vermutlich suchen einige Immobilienmakler inzwischen über Google Earth grüne Inseln im Stadtbereich von München, um deren Eigentümer dann hartnäckig und auch aggressiv mit Kaufangeboten zu bedrängen. Das Totschlagargument Wohnungsnot und die Begehrlichkeit mancher Verkäufer und Vertreter der Bauwirtschaft führen in München zum Abriss intakter Wohngebäude und sogar denkmalgeschützter Villen. Damit geht nicht nur bezahlbarer Wohnraum verloren: Das Fällen uralter Bäume und die systematische Zerstörung der letzten alten Gärten und Grünflächen in der Stadt zählen mit zu den Gründen für den vielbeklagten Artenrückgang mit dem dramatischen Rückgang von Vögeln und Insekten.

Gleichzeitig werden dadurch die Quadratmeterpreise für bebaubare Grundstücke in München und zahlreichen anderen deutschen Großstädten extrem hochgetrieben. Bei Neubauten bleibt oft nur noch ein trauriges Tiefgaragen-Begleitgrün übrig, da jeder Zentimeter gnadenlos ausgenutzt und überbaut wird. So ist kürzlich am Frankfurter Ring ein Grundstück mit etwa 1000 Quadratmeter und einem kleinen Häuschen für rund fünf Millionen Euro verkauft worden. Man kann sich vorstellen, wie dieses Grundstück zubetoniert und für eine größtmögliche Anzahl verkaufbarer Quadratmeter verplant wird: und für teuerste Eigentumswohnungen.

Diese nach unserer Meinung unsoziale und naturzerstörende Entwicklung erleben wir auch bei uns im Kulturpark, wo regelmäßig Hochglanzbroschüren der Immobilienwirtschaft und aufdringliche Telefonanrufe eingehen. Oder Briefe mit dem Inhalt, dass eine begüterte Hamburger (ein Jahr später: Münchner) Familie die Grundstücke Frohschammerstr. 14 und 21 kaufen möchte. Oder man wird heimgesucht von jungen Immobilienmaklern, die den ökologisch wertvollen Garten mit der alten Villa (und den drei Wohnungen) als „leeres Grundstück“ bezeichnen und mit Hinweis auf die allgemeine Wohnungsnot einen Verkauf nahelegen, um einen Totalabriss mit anschließender Neuüberbauung in die Wege zu leiten. Ich habe beiden Herren dann meine Meinung gesagt und sie sehr lautstark verabschiedet.
Deshalb an alle entsprechenden Interessentenkreise: Weder die Frohschammerstr. 14 noch die Frohschammerstr. 21 stehen jetzt oder in Zukunft zum Verkauf. Das Ensemble des Kulturparks soll so vor einer Zerstörung bewahrt werden, um es für die seit Jahrzehnten festgelegten sozialen und ökologischen Verwendungszwecke weiterhin zu erhalten.

Der Kulturpark München ist nur ein sehr kleiner Fels in einer sehr großen Brandung. Dies wird auch so bleiben.

München, im August 2019
Dr. Wolfgang Zängl

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